Es war der 14. August 1994, ein warmer Sommerabend im Frankenstadion in Nürnberg. Auf dem Spielplan stand ein Erstrundenduell im DFB-Pokal: der TSV Vestenbergsgreuth gegen den FC Bayern München. Für die meisten Beobachter war es eine Randnotiz. Denn es galt aus sichere Sache, dass die großen Bayern locker in die nächste Runde einziehen würden. Doch es kam anders.
Der TSV Vestenbergsgreuth, ein Verein aus einem Dorf mit gerade einmal 2.000 Einwohnern, spielte damals in der Regionalliga. Auf der Landkarte des deutschen Fußballs war er höchstens ein kleiner Punkt. Doch Trainer Paul Hesselbach, damals 43 Jahre alt hatte seine Mannschaft perfekt eingestellt. „Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie“, lautete sinngemäß die Devise.
Der Favorit tat sich schwer!
Die Bayern reisten mit Stars wie Lothar Matthäus, Oliver Kahn, Mehmet Scholl und Jean-Pierre Papin an. Alles sprach für einen deutlichen Sieg des Rekordmeisters. Doch auf dem Rasen zeigte sich schnell: Vestenbergsgreuth verteidigte mit Herzblut, warf sich in jeden Zweikampf und kämpfte um jeden Ball, als ginge es um Leben und Tod. Dann die 43. Minute: Eckball für den TSV. Roland Stein, ein Name, den bis dahin kaum jemand außerhalb Frankens kannte, stieg am höchsten.
Und tatsächlich: Sein Kopfball schlug im Bayern-Tor ein! 1:0 für den TS Vestenbergsgreuth! Im Frankenstadion herrschte ungläubiges Staunen, ehe es in ohrenbetäubenden Jubel umschlug. Die zweite Halbzeit wurde zum Abnutzungskampf. Bayern drängte, Vestenbergsgreuth verteidigte. Oliver Kahn rückte weit auf, Papin vergab Chancen, und immer wieder stand irgendein Bein, ein Kopf oder der Keeper Ralf Scherenbaum im Weg. Minute um Minute verrann, der Favorit wurde nervöser – und das kleine Dorf hielt stand.
Als der Schlusspfiff ertönte, brachen alle Dämme!
Spieler, Betreuer, Fans stürmten den Platz, als hätten sie den Pokal selbst gewonnen. Und in gewisser Weise hatten sie das auch: Nie zuvor hatte ein Verein aus solch bescheidenen Verhältnissen den Rekordmeister so spektakulär gedemütigt. Der 1:0-Sieg gegen Bayern machte den TSV Vestenbergsgreuth über Nacht bundesweit bekannt. Für die Münchner war es eine Blamage, die noch lange nachhallte. Für das kleine Dorf aber war es der größte sportliche Erfolg seiner Geschichte.
Hinter dem Verein stand sein Förderer Helmut Hack. Hack, seit 1983 Präsident des Vereins führte seinen TSV aus der Landesliga Bayern Mitte in die Regionalliga. 1994 nahm der Verein erst das zweite Mal am DFB-Pokal teil. Dort darf der TSV Vestenbergsgreuth nach den Bayern auch den FC 08 Homburg raus, um im Achtelfinale am VFL Wolfsburg zu scheitern. Doch Hack war klar, dass mehr wohl kaum möglich war. Und so fusionierte die Fussballabteilung des TSV Vestenbergsgreuth ein gutes Jahr nach dem Sieg über die Bayern mit der SpVgg Fürth zur SpVgg Greuther Fürth.