Regionalligist Ulm wirft den Club raus


Der DFB-Pokal lebt von Spielen, in denen scheinbar alles klar ist – bis der Underdog zuschlägt. Ein solches Duell gab es im August 1994, als der SSV Ulm 1846, damals in der Regionalliga Süd aktiv, den Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg aus dem Wettbewerb warf.

Die Ausgangslage: Ulm war nach kurzen Stippvisiten in der 2.Bundesliga seit 1988 festes Mitglied der Oberliga Baden-Württemberg. Das war damals eine von vielen regionalen Ligen, die unterhalb der Zweiten Liga als Spitze des Amateursports galten. Selbst als Meister ihrer Oberliga verpaßten die Dom-Städter zweimal die Rückkehr in den Profisport. In der Aufstiegsrunde waren andere stärker als die Spatzen, wie der Verein liebevoll genannt wird.

Immerhin sicherte sich der Verein einen Startplatz in der 1994 eingeführten Regionalliga Süd und qualifizierte sich auch für den DFB-Pokal 1994/95. Dort loste das Schicksal den Ulmern den Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg zu. Es war eine Wiederholung, denn das Duell gab es schon sechs Jahre zuvor. Damit gewann der Bundesligist aus Nürnberg souverän mit 4:1 bei den in der Oberliga spielenden Spatzen.

Auch 1994 galt die Sache als ausgemacht!

Doch auf dem Platz zeigte sich ein anderes Bild! Vor heimischem Publikum spielten die Ulmer mutig nach und verteidigten gut. Nürnberg fand kaum Mittel gegen die kampfstarken Gastgeber und wirkte zeitweise überfordert. Und so sehr sich beide Mannschaften mühten, ein Tor wollte auf beiden Seiten nicht fallen. In der 89. Minute wechselte Ulms Trainer Rainer Ulrich den Nachwuchsspieler Thomas Tuchel ein. Heute gilt das als Highlight des Spiels.

Es kam zur Verlängerung, die sich ähnlich zäh wie das vorherige Spiel gestaltete. Doch als sich alle im Stadion gedanklich bereits auf das Elfmeterschießen vorbereiteten, fiel die Entscheidung: Oliver Wölki schoss in der 119. Minute das 1:0 für Ulm – es war wohl das Tor des Lebens für Wölki. Und es schoss den Außenseiter an diesem Pokalabend in die zweite Runde, wo allerdings der VfB Stuttgart mit einem 1:0 die Pokalreise der Ulmer bereits beenden sollte.


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