Im DFB-Pokal ist es immer wieder die gleiche Geschichte: Ein Favorit reist scheinbar mit einem Pflichtsieg im Gepäck an und fährt dann mit gesenktem Kopf nach Hause. So geschehen im Oktober 1991, als die Stuttgarter Kickers den Bundesliga-Dino Hamburger SV aus dem Wettbewerb warfen.
Die Kickers waren damals Zweitligist. Sicherlich, in Stuttgarter Degerloch wurde damals solide gearbeitet. Seit 1960 spielten die Kickers fast durchgängig zweitklassig. Trotz der Aufstiege in die Bundesliga 1988 und 1991 war der Verein weit entfernt von den großen Schlagzeilen. Der HSV dagegen kam mit dem Selbstverständnis eines Traditionsvereins aus der Bundesliga, der im Pokal um Titel mitspielen wollte, ins damalige Waldau-Stadion.
Doch die Partie entwickelte sich völlig anders, als es die Papierform erwarten ließ. Denn die Gastgeber traten aggressiv, laufstark und mit viel Mut an. Schon früh brachte ein Distanzschuss die Kickers in Führung. Hamburg wirkte überrascht, bekam kaum Struktur in sein Spiel und leistete sich ungewohnte Fehler im Aufbau. Spätestens nach dem zweiten Treffer der Kickers war klar: Hier wächst eine Sensation heran. Zwar gelang dem HSV noch der Anschluss, doch die Schwaben konterten erneut und stellten mit dem 3:1 den Endstand her.
Für die Kickers war dieser Sieg einer der größten Pokalabende der Vereinsgeschichte. Der HSV hingegen musste einmal mehr erfahren, dass es im Pokal nicht reicht, sich nur auf die eigene Tradition zu berufen. Und im Rückblick wird klar, dass die Pokalniederlage des HSV bei den Kickers vielleicht ein Wendepunkt war. Denn in den folgenden vier Jahren sollten die Hansestädter auch in der Bundesliga nicht mehr über Platz elf hinauskommen. Sie war der Anfang eines langen „Sterbens“, das 2018 zum Abstieg führen sollte.